2016
70 Jahre Bregenzer Festspiele: Grosses Spiel, kleines Spiel

Mit einer historischen Einmaligkeit begann die Jubiläums-Saison am Vorabend der offiziellen Eröffnungszeremonie: In direkter Nachbarschaft zueinander gelegen, zogen erstmals zwei Seebühnen gleichzeitig die Blicke auf sich - wenngleich in sehr unterschiedlichen Dimensionen. Als Spiel auf dem See stand die Wiederaufnahme-Premiere von Turandot bevor, während auf dem zu einer sehr kleinen Seebühne umfunktionierten Lastkahn die Bregenzer Festspiele in Erinnerung an ihre Gründung ähnlich wie 1946 das Mozart-Singspiel Bastien und Bastienne aufführten. Bei freiem Eintritt strömten geschätzte 1.800 Besucher zum Bregenzer Gondelhafen, dem Geburtsort des Spiels auf dem See.
Frenetischer Applaus für Hamlet
"Franco Faccios Amleto wurde bei den Bregenzer Festspielen zu einer lohnenswerten Wiederentdeckung, der sowohl die konzentrierte Inszenierung Olivier Tambosis als auch das schwerelose Dirigat von Paolo Carignani weiteren Auftrieb verliehen."
derStandard.at, Daniel Ender

Am Abend der Festspieleröffnung feierte die lange Zeit in Vergessenheit geratene Oper im Festspielhaus Hamlet Premiere: 1865 in Genua uraufgeführt, verschwand das Werk des italienischen Komponisten Franco Faccio nach nur einer weiteren Aufführung an der Mailänder Scala von den Spielplänen, ehe es im Jahr 2014 von der Opera Southwest in Albuquerque (USA) wieder entdeckt wurde. Die Bregenzer Festspiele holten das Werk als österreichische Erstaufführung im Sommer 2016 zurück nach Europa. Hamlet erhielt frenetischen Applaus und zog bei einer Auslastung von 100 Prozent an insgesamt drei Abenden 4.612 Opernliebhaber ins Festspielhaus. Die drei Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker waren nicht nur stark besucht, sondern vom Publikum mit starkem Beifall bedacht.
Dreimal Zeitgenössisches

Das zeitgenössische Programm auf der Werkstattbühne bewies mit Staatsoperette - Die Austrotragödie, dass eine Musiktheater-Uraufführung ein größeres Publikum finden kann. Der Andrang war so groß, dass kurzfristig die Generalprobe geöffnet wurde. Die österreichische Erstaufführung von Make no noise - ein Seelendrama zweier Traumatisierter - fesselte das Publikum an zwei Abenden in der Werkstattbühne. Das Opernatelier bot beim Konzert im Kunsthaus den vierten Einblick in die Entstehung einer Oper, die unter dem Titel To the Lighthouse im nächstjährigen Festspielsommer 2017 auf der Werkstattbühne uraufgeführt werden wird.
Neue Stimmen kooperieren erstmals mit den Bregenzer Festspielen
„Der Wettbewerb NEUE STIMMEN der Bertelsmann Stiftung ist eine einmalige Möglichkeit, junge, gut ausgebildete und erfolgversprechende Sängerinnen und Sänger aus aller Welt zu hören und kennen zu lernen. Wir konnten dank des Wettbewerbs einen hervorragenden Grundstock für unser Opernstudio legen, das im Rahmen der diesjährigen Bregenzer Festspiele das Mozart-Werk Don Giovanni zeigen wird. Bereits nach den ersten Probentagen und einer Meisterklasse mit Brigitte Fassbaender scheint klar, dass innerhalb des Ensembles eine sehr freundschaftliche und professionelle Atmosphäre entstehen wird“
Intendantin Elisabeth Sobotka
Der Wettbewerb NEUE STIMMEN der Bertelsmann Stiftung sucht und entdeckt weltweit nicht nur Nachwuchssänger, sondern fördert und begleitet sie auch nachhaltig unter dem Motto „Creating Careers“. Im diesem Sinn kooperiert die Stiftung zum ersten Mal mit den Bregenzer Festspielen: Fünf junge Sängerinnen und Sänger aus dem Internationalen Gesangswettbewerb NEUE STIMMEN 2015 sind Teilnehmer des Opernstudios der Bregenzer Festspiele und treten als Solisten in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Don Giovanni auf.
So werden der chinesische Tenor Chen Dashuai als Don Ottavio, die brasilianische Sopranistin Camila Titinger als Donna Elvira und der Bariton Jung Rae Kim aus Korea in der Rolle des Masetto in Bregenz zu sehen sein. Die drei Künstler sind Förderpreisträger der NEUEN STIMMEN 2015. Abgerundet wird das Ensemble durch die NEUE STIMMEN Sänger David Oštrek, kroatischer Bass-Bariton und Mitglied im Internationalen Opernstudio der Staatsoper Berlin, als Leporello sowie die israelische Mezzosopranistin Hagar Sharvit als Zerlina.