Text: Babette Karner
Der Text erschien in Ausgabe 4 (07/25).
Lesezeit 2 Min.
Samiels Hörner: wild und ausgefeilt
Der Kopfschmuck des teuflischen Spielmachers verbindet raffinierte Maskenkunst mit psychologischen Aspekten – und ist das Ergebnis technisch anspruchsvoller Detailarbeit.

Eine der komplexesten Aufgaben, die Chefmaskenbildnerin Frauke Gose für die Bregenzer Inszenierung von Der Freischütz übernommen hat, war die Entwicklung der charakteristischen Hörner für Samiel, den Teufel. Dieser führt als Kommentator und Conférencier während des Abends durch die Oper. Die Konzeption und Herstellung dieser Hörner ging weit über das klassische Maskenhandwerk hinaus: Was auf der Bühne wie ein dramaturgisches Detail wirkt, war in der Umsetzung eine präzise, kreative und logistisch aufwändige Meisterleistung. „Samiels Hörner sind keine Requisiten, sondern eine organische Erweiterung der Figur.“

Die Herausforderung lag nicht nur in der ästhetischen Wirkung, sondern auch in Herstellung und Funktionalität: Die Hörner müssen sicher am Kopf sitzen, ohne zu drücken, und dürfen das Spiel und die Mimik der beiden Darsteller, Moritz von Treuenfels und Niklas Wetzel, nicht einschränken. Zudem muss der Kopfschmuck mit Licht und Kostüm harmonieren – und, ganz wichtig:
Er muss dem Bühnenalltag zuverlässig standhalten.
„Bei der Entwicklung der Hörner haben wir mit Livecasts gearbeitet“, schildert die Maskenbildnerin. „Das sind spezielle Gipsabdrücke der Gesichter, um die Hörner später präzise an die Physiognomie der beiden Samiel- Darsteller anpassen zu können.“ Unterstützung erhielten die Bregenzer Festspiele von der Firma Kryolan, einem traditionsreichen Berliner Unternehmen, das sich auf professionelle Theater-, Film- und Spezialeffektschminke spezialisiert hat. Als Sponsor des Festivals hat Kryolan die Herstellung der Hörner nicht nur mit Materialien, sondern auch mit Werkstattstunden im Speziallabor in Berlin-Wedding unterstützt, sagt Frauke Gose.
Dort ist in enger Abstimmung ein ganzes Set an unterschiedlich geformten, texturierten und kolorierten Hörnern entstanden.
Besonders stolz ist Frauke Gose auf die Vielschichtigkeit der Symbolik, die die Gestaltung von Samiels Hörnern in sich trägt: „Sie spiegeln nicht nur das dämonische Wesen des Teufels wider, sondern tragen – je nach Szene – auch Züge von Natur, Tierhaftigkeit und Mythos in sich. Man sieht es vielleicht nicht sofort, aber in diesen Hörnern steckt viel Psychologie, denn sie machen auch das Wilde und Unbeherrschbare sichtbar, das in jedem Menschen steckt.“