Text: Thorsten Bayer
Lesezeit 2 Min.
Nahtlos von "Der Freischütz" zu "La traviata"
Direkt nach der letzten Vorstellung beginnt der Abbruch des Bühnenbilds

„Abbruch“ ist ein hartes Wort – und meint in diesem Fall auch keine Abrissbirne, die das in mühevoller Kleinarbeit geplante und erbaute Bühnenbild einfach plattmacht. Auf der Bregenzer Seebühne funktioniert das anders: behutsam, Schritt für Schritt und ganz nach Plan.
Am Sonntagabend wird Der Freischütz ein letztes Mal auf der Seebühne gespielt. „Spätestens am Dienstag beginnen wir damit, Lautsprecher abzubauen, Scheinwerfer abzuhängen und Kabel auszuziehen. Geliehenes Equipment, besonders beim Licht, wird zurückgeschickt. Wiederverwendbare Teile werden gesichert, bevor dann Kettensäge und Flex zum Einsatz kommen, um den Rest auseinanderzunehmen und zu entsorgen“, erzählt Wolfgang Urstadt, Technischer Direktor der Bregenzer Festspiele. 50 bis 60 Personen sind insgesamt beteiligt, Ende Oktober wird der Abbruch der Bühne abgeschlossen sein.
Die Techniker:innen haben aber die Anforderungen des Bühnenbilds für La traviata – das Spiel auf dem See 2026/27 – bereits im Auge:
Unser Fokus liegt erst einmal ganz auf dem Abbruch, aber natürlich stellen wir die Weichen für La traviata – es ist ein nahtloser Übergang.

Allrounder
Als technischer Direktor ist Wolfgang Urstadt vor allem Organisator: Er koordiniert zahlreiche interne und externe Schnittstellen, sorgt für Sicherheit – gerade auf einer Bühne wie in Bregenz – und behält die Budgets im Blick. Mit sympathischer Offenheit sagt er: „Wenn es in die technischen Tiefen geht, etwa um Details in der Tontechnik, sind die Fachabteilungen die Spezialisten.“ Ursprünglich gelernter Zimmermann, fand Urstadt schnell den Weg ins Theater. „Wenn ich ehrlich bin: Mir war es im Winter auf Baustellen zu kalt. Im Theater ist es geheizt“, erzählt der 59-jährige Hesse lachend.
Abschiedsritual
Mit der letzten Vorstellung von Der Freischütz am 17. August enden nicht nur fünfeinhalb Wochen Bregenzer Festspiele. An diesem Tag endet auch eine weitere Seebühnen-Produktion – ein über mehrere Jahre geplantes und umgesetztes Projekt. Empfindet man als technischer Direktor da Wehmut? „Es stimmt, das ist immer ein eigenartiges Gefühl. Ich habe mir dafür ein kleines Ritual geschaffen: Wenn die letzte Vorstellung einer Seebühnen-Oper vorbei ist und alle Zuschauer:innen gegangen sind, bleibe ich nachts noch eine Weile allein auf der Tribüne sitzen und verabschiede mich. Schließlich steckt in so einem Projekt nicht nur viel Arbeit, sondern auch jede Menge Herzblut – von uns allen.“