Bregenzer

Festspielzeit

blaue illustrierte Wellen
Aktualisiert am 26. September 2025

Text: Thorsten Bayer

Lesezeit 2 Min.

Nahtlos von „Der Freischütz“ zu „La traviata“

Direkt nach der letzten Vorstellung beginnt der Abbruch des Bühnenbilds

Runder, kraterübersäter Mond wird von einem Baukran an zwei Seilen über einem Gerüst mit einer Person gehoben.

„Abbruch“ ist ein hartes Wort – und meint in diesem Fall auch keine Abrissbirne, die das in mühevoller Kleinarbeit geplante und erbaute Bühnenbild einfach plattmacht. Auf der Bregenzer Seebühne funktioniert das anders: behutsam, Schritt für Schritt und ganz nach Plan.

Am Sonntagabend wird Der Freischütz ein letztes Mal auf der Seebühne gespielt. „Spätestens am Dienstag beginnen wir damit, Lautsprecher abzubauen, Scheinwerfer abzuhängen und Kabel auszuziehen. Geliehenes Equipment, besonders beim Licht, wird zurückgeschickt. Wiederverwendbare Teile werden gesichert, bevor dann Kettensäge und Flex zum Einsatz kommen, um den Rest auseinanderzunehmen und zu entsorgen“, erzählt Wolfgang Urstadt, Technischer Direktor der Bregenzer Festspiele. 50 bis 60 Personen sind insgesamt beteiligt, Ende Oktober wird der Abbruch der Bühne abgeschlossen sein.

Die Techniker:innen haben aber die Anforderungen des Bühnenbilds für La traviata – das Spiel auf dem See 2026/27 – bereits im Auge:

IMPRESSIONEN
Baustelle mit großem Baukran, mehreren kleinen skurrilen Gebäuden und einer großen runden Skulptur am Ufer eines Gewässers unter blauem Himmel.
Großer runder Mondnachbildung wird von einem gelben Baukran über einem Industriegebäude mit mehreren Personen gehoben.
Drei Männer mit Helmen heben eine große Betonplatte mit einem Kran an, im Hintergrund ein Fluss und Weidenzweige.
Altes, kleines Holzhaus mit schneebedecktem Dach wird von Kranhaken in der Luft über einer Baustelle mit Containern und Bauzäunen gehoben.
Zwei Personen mit roten Helmen bewegen einen großen kahlen Baumstamm auf einer Bühne mit Kulissen von Hütten und einem großen Mond im Hintergrund.
Alter Uhrenturm mit schiefergedecktem Dach und großem Zifferblatt, umgeben von Baustelle am Seeufer mit Kran und Bauzaun
Schindelgedecktes, spitz zulaufendes Dachteil wird an einem Kranhaken über einem See gehoben, daneben eine große runde Skulptur mit Mondoberfläche.
Grüner Absetzcontainer wird von einem Kranhaken über einem See und kahlen Bäumen gehoben, im Hintergrund bewaldete Hügel.
Große Skulptur eines Schlangenkopfs mit rotem Hals wird an einer Baustelle von einem Kran gehoben, mehrere Personen beobachten.

Unser Fokus liegt erst einmal ganz auf dem Abbruch, aber natürlich stellen wir die Weichen für La traviata – es ist ein nahtloser Übergang.

Wolfgang Urstadt
Mann mit verschränkten Armen und schwarzem T-Shirt steht vor einer Bühne mit winterlicher Kulisse und großem Mondmodell

Allrounder

Als technischer Direktor ist Wolfgang Urstadt vor allem Organisator: Er koordiniert zahlreiche interne und externe Schnittstellen, sorgt für Sicherheit – gerade auf einer Bühne wie in Bregenz – und behält die Budgets im Blick. Mit sympathischer Offenheit sagt er: „Wenn es in die technischen Tiefen geht, etwa um Details in der Tontechnik, sind die Fachabteilungen die Spezialisten.“ Ursprünglich gelernter Zimmermann, fand Urstadt schnell den Weg ins Theater. „Wenn ich ehrlich bin: Mir war es im Winter auf Baustellen zu kalt. Im Theater ist es geheizt“, erzählt der 59-jährige Hesse lachend.

Abschiedsritual

Mit der letzten Vorstellung von Der Freischütz am 17. August enden nicht nur fünfeinhalb Wochen Bregenzer Festspiele. An diesem Tag endet auch eine weitere Seebühnen-Produktion – ein über mehrere Jahre geplantes und umgesetztes Projekt. Empfindet man als technischer Direktor da Wehmut? „Es stimmt, das ist immer ein eigenartiges Gefühl. Ich habe mir dafür ein kleines Ritual geschaffen: Wenn die letzte Vorstellung einer Seebühnen-Oper vorbei ist und alle Zuschauer:innen gegangen sind, bleibe ich nachts noch eine Weile allein auf der Tribüne sitzen und verabschiede mich. Schließlich steckt in so einem Projekt nicht nur viel Arbeit, sondern auch jede Menge Herzblut – von uns allen.“