Das Gespräch führte Babette Karner
Der Text erschien in Ausgabe 1 (11/24)
Lesezeit 3 Min.
Lernen, was auf der Bühne wichtig ist
Seit Oktober 2024 haben die Bregenzer Festspiele ihre erste „singende Intendantin“: Lilli Paasikivi wird im März 2025 gemeinsam mit Jaakko Kortekangas die Meisterklasse des Opernstudios leiten.
Bevor Sie 2013 künstlerische Leiterin der Finnischen Nationaloper in Helsinki wurden, waren Sie international als Mezzosopranistin gefragt. Was reizt Sie an der Arbeit mit jungen Sänger:innen?
Lilli Paasikivi: In einem Opernstudio geht es darum, jungen Sänger:innen einen wertvollen Einblick in das Leben von Opernsolist:innen zu geben, ihnen das richtige Rüstzeug in die Hand zu geben und sie beim Einstieg ins Berufsleben zu unterstützen. Ich wurde immer von Kolleg:innen gefördert, hatte selbst zahlreiche Mentor:innen und weiß daher, wie wichtig es für junge Sänger:innen ist, erfahrenere Menschen um sich zu haben, die ihr Wissen gerne weitergeben.
Als Sängerin habe ich selbst an vielen Vorsingen und Wettbewerben teilgenommen. Als künstlerische Leiterin der Finnischen Nationaloper stand ich aber auch auf der anderen Seite des Casting-Prozesses und war Jurorin bei zahlreichen Wettbewerben. Ich habe also eine gute Vorstellung von den Anforderungen dieses Berufs. Außerdem möchte ich den jungen Sänger:innen helfen, sich in der herausfordernden Situation eines Castings gut zu präsentieren.
Sie werden das Bregenzer Opernstudio gemeinsam mit Jaakko Kortekangas leiten, dem neuen künstlerischen Betriebsdirektor der Bregenzer Festspiele und ehemaligem Casting Director der Finnischen Nationaloper.
Auch Jaakko ist Sänger, ein Bariton mit einer internationalen Karriere und einem großen Opernrepertoire. Uns verbindet eine lange berufliche Beziehung – fast 40 Jahre sowohl auf der Bühne als auch in der künstlerischen Administration. Jaakko und ich sind schon oft zusammen aufgetreten – auch in La Cenerentola: ich als Angelina und er als Dandini.
Was lernen junge Sänger:innen in einer Meisterklasse und in einem Opernstudio?
Ich freue mich sehr darauf, mit den Sänger:innen des Opernstudios an La Cenerentola zu arbeiten und ihnen zu helfen, ihre Rollen so zu gestalten, dass sie sich selbst und der Geschichte gerecht werden. Als Sänger:in hat man immer viele Menschen um sich herum: Korrepetitor:innen, Dirigent:innen, Regisseur:innen und sehr viele Kolleg:innen, die einen mit unendlich vielen Informationen konfrontieren. Um ein:e Künstler:in mit Persönlichkeit und Integrität zu werden, muss man lernen, eigene Stärken zu erkennen und an sich zu glauben. Und man muss lernen, wem man in seiner Entwicklung vertrauen kann: was ein guter Rat ist und was man besser ignorieren sollte.
Wenn Sie nach Kandidat:innen für das Opernstudio suchen, welche Eigenschaften sind Ihnen da wichtig?
Zuallererst suchen wir eine Oper, die für junge Sänger:innen geeignet ist und ihnen ausreichend Lernmöglichkeiten bietet. Dann heißt es, bei Vorsingen geeignete Sänger:innen für die Rollen zu finden. Sie sollten stimmlich gut vorbereitet sein und über genügend Selbstvertrauen verfügen, um sich in der szenischen Arbeit frei entfalten zu können.
Auch Amy Lane, die Regisseurin von La Cenerentola, hat ihre Vorlieben bei der Besetzung: Wir hatten schon einige schöne Gespräche über die verschiedenen Charaktere und darüber, wie wir im Lauf der Probenarbeiten Möglichkeiten für eine spannende Bühnenarbeit schaffen können. Alles in allem ist die Arbeit mit jungen Sänger:innen sehr inspirierend und lohnend: Ich freue mich schon sehr auf aufregende Tage im März 2025!
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