BregenzerFestspiele
Bregenzer
Wellen, Festspielzeit

Festspielzeit

Aktualisiert am 13. Dezember 2024

Den Text schrieb die Regisseurin des Stücks Kai Anne Schuhmacher
Der Text erschien in Ausgabe 1 (11/24)

Lesezeit 3 Min.

Fußball statt Freikugel

Mit Max Zielwasser brauen und Agathe durch die Stadt begleiten

Der Freischütz für Kinder - Illustration Explosion bunt

„Die Frage nach den eigenen Fähigkeiten und der Bauchschmerz, der einen befällt, wenn man das Gefühl hat, Erwartungen nicht gerecht zu werden, beschäftigt nicht nur die Charaktere im Freischütz, sondern auch unser junges Publikum.“

Kai Anne Schuhmacher

Die Mitmachoper über Leistungsdruck, Selbstwert und Freundschaft lädt Familien dazu ein, mitzujubeln, zu singen und die Bühnenatmosphäre selbst entstehen zu lassen. Ein Schuss Magie darf selbstverständlich auch in der Kinderversion von Carl Maria von Webers romantischer Oper Der Freischütz nicht fehlen.

Wenn ich auf meinem Laptop über Mitmachoper schreibe, korrigiert mir mein Schreibprogramm das Wort immer wieder zu Mutmach-Oper – und ehrlich gesagt, finde ich diese Bezeichnung gerade im Bezug auf die Geschichte des Freischütz für Kinder sehr passend. Denn genau das soll sie machen: Mut fürs eigene Leben und Lust an Musiktheater.

Die Erwachsenen wissen: Im Freischütz geht es im Original darum, dass Max nur dann seine geliebte Agathe zur Frau bekommt, wenn er beim Probeschuss der Beste ist. Auch sein zukünftiges Einkommen – nämlich die Übernahme der Försterei – hängt von diesem einen Moment ab, in dem er liefern muss. Irgendwie selbstverständlich, dass er da weiche Knie bekommt und so gar nichts klappen will. Ein günstiger Moment für dunkle Kräfte, Max einzuwickeln und ihn dazu zu drängen, sich Hilfe aus dem Kreis der Hölle in Form von Zauberkugel zu holen.

Kaum eine zweite Oper spielt mit den Motiven von Leistungsdruck und Selbstwertgefühl so stark wie dieser Stoff und macht ihn dadurch zu einer idealen Vorlage für eine Fassung für Kinder. Die Frage nach den eigenen Fähigkeiten, Talenten und dem Bauchschmerz, der einen gerade als junger Mensch befällt, wenn man das Gefühl hat, Erwartungen nicht gerecht zu werden, beschäftigt nicht nur die Charaktere der Oper, sondern auch deren Zielpublikum.

Das Setting dieser Fassung ist ein wenig anders als im Original: Wir beginnen die Geschichte in der urbanen Umgebung einer Schule. Es ist große Pause. Max soll gefälligst ins Tor treffen, weil der Schulhof sonst an die gegnerische Mannschaft fällt. Jedes Kind kann mitfühlen, wenn Max daneben- schießt und ihn Kilian mit einem gemeinen Spottlied niedermacht.

Hoffnungslos und ausgestoßen bleibt Max zurück. Einer, der dieses Gefühl nur zu gut kennt, ist Kaspar – ein Schulabbrecher, der in den Pausen immer noch in irgendeiner Ecke des Schulhofs anzutreffen ist. Kaspar verspricht Max ein Zaubermittel. Dieses helfe gegen das Versagen und garantiere, jeden Schuss zu einem Treffer zu machen. Kaspar hat diesem Zaubermittel schon öfter vertraut. Eine geheimnisvolle Person, die man in verschiedenen Gestalten antrifft, hat ihm dazu Zugang verschafft. Auch Max wird ihr in der Wolfsschlucht schließlich begegnen …

Die Besonderheit an diesem Opernformat ist die Möglichkeit, die Vierte Wand zwischen Bühne und Publikum sprichwörtlich aufzulösen. Die Kinder können nicht nur mitsingen, sondern auch aktiv zu Charakteren werden – zu geheimnisvollen Wölfen, zu Wind oder den Lichtern der Stadt, die Agathe den Weg leuchten.

Als ich im Winter 2023 gefragt wurde, ob ich eine Oper konzipieren und inszenieren möchte, in der das Publikum mitmacht, war ich erst mal skeptisch. Mitmachen? Ohne wochenlanges Proben? Wie soll das gehen?

Doch was tun wir auf der Bühne letztendlich anderes als zu spielen? Die bisherigen Formate der Bregenzer „Mitmachoper“ und das detailreiche und liebevoll gestaltete Vorbereitungsmaterial haben mich neugierig gemacht und vollends von der Mission überzeugt. Oper sollte Kindern nicht nur in höchster Qualität zugänglich sein, sondern vor, nach und während der Aufführung Anknüpfungspunkt für das eigene Spiel und die eigene Fantasie geben.

Ich würde mich freuen, wenn viele Familien den Weg in eine unserer Vorstellungen finden, uns sowohl beim Anfeuern der Mannschaften auf dem Schulhof unterstützen als auch in der düsteren Wolfsschlucht mutig zur Seite stehen.

Der Freischütz für Kinder
Carl Maria von Weber

 

Vorstellungen für Schulklassen
31. März 2025 - 10.00 Uhr
1., 2. April 2025 - 10.00 Uhr
Festspielhaus, Großer Saal

 

Vorstellung für Familien
30. März 2025 - 11.00 Uhr
Festspielhaus, Großer Saal

Der Freischütz für Kinder

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