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79. Bregenzer Festspiele enden mit großer Publikumsresonanz
Mit rund 249.000 Gesamtbesucher:innen gingen am Sonntagabend, 17. August, die 79. Bregenzer Festspiele zu Ende – die erste Saison unter Intendantin Lilli Paasikivi. In fünf Wochen bot das Sommerfestival am Bodensee rund 80 Veranstaltungen, die vielfach ausverkauft waren.

Der Freischütz, der am 17. Juli 2025 seine Wiederaufnahmepremiere feierte, konnte in der bildgewaltigen Inszenierung von Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl auf der Seebühne auch in seiner zweiten Saison überzeugen. In zwei Saisonen hat die Inszenierung von Der Freischütz 2024 /25 auf der Seebühne damit insgesamt rund 374.000 Menschen erreicht.

Jubel für George Enescus Meisterwerk Œdipe
Die diesjährige Oper im Festspielhaus, Andreas Kriegenburgs Inszenierung von George Enescus selten gespieltem Meisterwerk Œdipe, begeisterte an drei Aufführungen. Gelobt wurden die nuancierte Regie, die präzise musikalische Leitung von Hannu Lintu, die starken Leistungen von Orchester und Ensemble sowie der mitreißende Gesamtklang des Prager Philharmonischen Chors und nicht zuletzt die kluge Programmwahl von Lilli Paasikivi.
„Nordische DNA“ fasziniert Vorarlberger Publikum
Lilli Paasikivi hat in ihrer ersten Festspiel-Saison mit einem nordisch geprägten Programm eindrucksvoll ihre persönliche, künstlerische DNA vorgestellt. Das Publikum am Bodensee folgte dieser Einladung mit Neugier und Begeisterung – fast alle „nordischen“ Programmpunkte waren ausverkauft.
Jean Sibelius’ selten gespieltes Orchesterwerk Kullervo setzte unter Jukka-Pekka Saraste im Konzert der Wiener Symphoniker ein klanggewaltiges Zeichen für die Tiefe nordischer Erzähltradition. Die Tero Saarinen Company brachte mit Borrowed Light und Study for Life zeitgenössischen Tanz aus Finnland auf die Werkstattbühne – als intensive Verbindung von Bewegung, Musik und Licht. Im Chorkonzert Waldeinsamkeit beeindruckte der YL Male Voice Choir aus Helsinki in der Herz-Jesu-Kirche mit typisch nordischem A-cappella-Klang – klar, melancholisch und kraftvoll. Das Kammermusikprogramm schlug Brücken zwischen Tradition und Gegenwart: In Nordic Cool trafen Kantele und Saxophon auf Elektronik, während Sopranistin Hedvig Haugerud mit dramatischer Stimme norwegische Vokalkunst zeigte. Zu guter Letzt sorgte finnischer Tango am See für eine überraschend unprätentiöse nordische Perspektive auf ein Genre, das man gewöhnlich mit Argentinien verbindet.
Wort und Klang, Licht und Bewegung: drei multidimensionale Werke auf der Werkstattbühne
Die Werkstattbühne stand im Juli 2025 im Zeichen der Produktionen Borrowed Light und Study for Life des renommierten finnischen Choreographen Tero Saarinen, der mit seiner Company erstmals in Bregenz gastierte. Im August folgte die Uraufführung des Auftragswerks Emily – No Prisoner Be, eine Zusammenarbeit des US-amerikanischen Komponisten Kevin Puts mit der gefeierten Mezzosopranistin Joyce DiDonato und dem Trio Time for Three.

Klug, stark und entschlossen: Opernstudio mit Rossinis La Cenerentola
Im Theater am Kornmarkt feierte am 12. August Gioachino Rossinis La Cenerentola als Produktion des Bregenzer Opernstudios Premiere. Regisseurin Amy Lane inszenierte sie als Porträt einer klugen, starken und entschlossenen jungen Frau. Die musikalische Leitung lag beim finnischen Dirigenten Kaapo Ijas, für Bühnenbild und Kostüme zeichnete Anna Reid verantwortlich. Die Titelrolle sang die chinesische Mezzosopranistin Jingjing Xu. Alle Vorstellungen waren schon im Vorfeld restlos ausverkauft.

Sprachspielerische Burgtheater-Uraufführung im Theater am Kornmarkt
Zum ersten Mal in der jüngeren Festspielgeschichte war das Burgtheater wieder während der Festivalzeit zu Gast in Bregenz. Am 18. Juli wurde im Theater am Kornmarkt die Koproduktion bumm tschak oder der letzte henker, das neueste Stück des vielfach ausgezeichneten österreichischen Dramatikers Ferdinand Schmalz, uraufgeführt. Das Werk überzeugte mit sprachspielerischer Wucht, schwarzem Humor und genreübergreifender Musikalität.
Orchesterkonzerte: Nordischer Klang und spätromantische Opulenz
Mit vier hochkarätig besetzten Orchesterkonzerten der Wiener Symphoniker und des Symphonieorchesters Vorarlberg präsentierte die Konzertreihe im Festspielhaus ein vielfältiges musikalisches Spektrum zwischen nordischer Klangsprache, französischem Impressionismus und spätromantischer Opulenz. Zu Gast am Dirigentenpult der Wiener Symphoniker waren Elim Chan, Jukka-Pekka Saraste und Petr Popelka. Den Abschluss bildet am Sonntag, 17. August, die Matinee des Symphonieorchesters Vorarlberg unter der Leitung von Leo McFall.
Vielfältige und beliebte Junge Festspiele
Auf dem Programm der Jungen Festspiele 2025 standen neben der Young People’s Night auch das MINT-Projekt, die Opern-Workshops sowie das Fest des Kindes und das 7. Internationale Blasmusik-Camp. Bereits im März war Der Freischütz für Kinder zu sehen – eine Koproduktion mit der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.