2019
Ein gleichermaßen berührender wie spektakulärer Rigoletto
Was Rigoletto-Regisseur Philipp Stölzl in den Bodensee gezimmert hat, ist nichts anderes als eine Sensation.
Südwestrundfunk Baden-Württemberg

Die Oper von Giuseppe Verdi stand erstmals seit Festspielgründung 1946 auf dem Spielplan. „Was Rigoletto-Regisseur Philipp Stölzl in den Bodensee gezimmert hat, ist nichts anderes als eine Sensation“, urteilte beispielsweise der Südwestrundfunk Baden-Württemberg. Genauso begeistert zeigte sich das Publikum, spendete jeweils langanhaltenden Schlussapplaus für das Geschehen im und auf dem überdimensionalen Clownskopf im Bodensee samt Fesselballon, der mehr als 40 Meter in die Höhe steigt. Mit rund 250.000 Gesamtbesuchern endet die 74. Bregenzer Festspielsaison. Rund 180.000 Zuschauer erlebten die ausverkaufte Rigoletto-Inszenierung. Das Spiel auf dem See wurde drei Mal im Festspielhaus gezeigt.
Vier Bühnen für einen Ritter

Dem selbst ernannten „Ritter von der traurigen Gestalt“ widmeten sich gleich vier Programmreihen des diesjährigen Festspielsommers. Die Oper im Festspielhaus Don Quichotte in der Inszenierung von Mariame Clément eröffnete 4.603 Besuchern bei einer Auslastung von 99 Prozent einen neuen Blick auf die wohl bekannteste Figur der Weltliteratur und ergründete heutiges Heldentum, den Umgang mit Männlichkeit und den Entwurf neuer Rollenbilder.
Auf derselben Stoffgrundlage ging als Koproduktion eine echte Premiere des Deutschen Theaters Berlin über die Bühne des Kornmarkttheaters. In der Schauspielinszenierung Don Quijote von Jan Bosse bewiesen Ulrich Matthes und Wolfram Koch, wie unkonventionell, wie unterhaltend, wie exzellent selbst mit wenig Bühnen-Ausstattung ganz große Theater-Kunst wirken kann.
Das Symphonieorchester Vorarlberg brachte drei Werke rund um die Rittergestalt zur Aufführung. Ariane Matiakh dirigierte das vierte und letzte Orchesterkonzert der Saison im großen Saal des Festspielhauses.
Und in der beliebten Reihe Musik & Poesie näherte sich der aus Vorarlberg stammende Schriftsteller Michael Köhlmeier verschiedenen Narrengestalten, auch mit Bezügen zu Rigoletto und Don Quichotte. Darüber hinaus sorgten zwei weitere Abende ebenfalls im Seestudio für weitere literarisch-musikalische Kostbarkeiten.
Zwischenmenschliche Beziehungen bei Eugen Onegin

In eine unwirtliche Naturlandschaft, bestehend aus Sumpf, Gräsern und Farnen, verwandelte das fünfte Bregenzer Opernstudio die Bühne des Kornmarkttheaters. Peter Iljitsch Tschaikowskis Eugen Onegin inszenierte Jan Eßinger als Gefühlserkundung und Deutung zwischenmenschlicher Beziehungen an einem Ort, der nicht notwendigerweise in Russland liegen muss.
Zwei Chefdirigenten bei drei Symphoniker-Konzerten
Mit Philippe Jordan und Fabio Luisi standen der amtierende und der ehemalige Chefdirigent am Dirigentenpult der drei traditionellen Orchesterkonzerte mit den Wiener Symphonikern. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen gelangten alle Symphonien von Johannes Brahms zur Aufführung, eröffnet wurde die Konzertreihe mit Giuseppe Verdis opulentem Requiem.
Der grandiose Ort für Zeitgenössisches: Die Werkstattbühne

Die Werkstattbühne wurde erneut zum Ort für zeitgenössisches Musiktheater. An den beiden letzten Juli-Tagen zeigten die Bregenzer Festspiele in Kooperation mit der Neuen Oper Wien Der Reigen nach Arthur Schnitzlers gleichnamigen Schauspiel als österreichische Erstaufführung. Am letzten Festspiel-Wochenende wurde mit Wunderwandelwelt in zwei aufeinanderfolgenden, verschiedenen Aufführungen eine Uraufführung auf der Werkstattbühne gezeigt. Die musiktheatrale Installation entwarf François Sarhan.